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Thüringer Wald

Der Thüringer Wald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands und zugleich auch eine der schönsten Mittelgebirgslandschaften mit artenreicher Flora und Fauna. Über den Kamm des Thüringer Waldes führt auf exakt 169, 29 km der Rennsteig. Kein anderer Wanderweg ist so bekannt wie er. Aus dem schlichten Botenpfad im Mittelalter (1330 erstmals als "Rynestig" erwähnt) wurde die Ikone der deutschen Wanderwege.

(Quelle: http://www.tourismus-thueringer-wald.de)

Geografie

Das Thüringer Gebirge durchzieht von Nordwest nach Südost den Süden Thüringens mit einer max. 20 km breiten Scholle und einer außerordentlichen landschaftlichen Vielfalt. Es gliedert sich in drei Teile: Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge (nordwestlichste Begrenzung ist die Linie Gehren-Schönbrunn) und das nordöstliche bzw. südwestliche Vorland. Von der Längsachse des Gebirges mit dem Rennsteig, der die Wasserscheide bildet, ziehen zahlreiche Täler auf kürzestem Weg gegen die Vorländer.

Den landschaftlichen Reiz des Thüringer Waldes bewirkt neben dem ausgedehnten Wäldern in erster Linie der Gegensatz zwischen Höhen und tiefen Tälern mit steilen und steilsten Hängen. Höchste Erhebungen des mittleren Thüringer Waldes sind beispielsweise der Große Beerberg (982 m ü. NN) und der Schneekopf (978 m ü. NN). Nach NW werden die Höhen geringer (bei Tambach-Dietharz unter 900 m ü. NN), bei Eisenach senkt sich das Gebirge auf unter 500 m ü. NN und ist hier nur noch knapp 10 km breit. Gegen SO sinken die Höhen auf 800 m ü. NN und darunter. Porphyre bauen die erwähnten höchsten Gipfel, Felsen und Felswände (Falkenstein bei Tambach-Dietharz) auf.

Eine Ausnahme bildet der Ausräumungskessel zwischen Suhl und Zella-Mehlis, entstanden durch den Abtrag von leicht zerstörbarem Granit und umrahmt von beträchtlichen Höhen wie dem Massiv des Großen Beerberges. Im Laufe der Entwicklung schnitten sich Flüsse aus dem Gebirge tief in die Täler ein und ergaben sich in die Vorländer. Besonders tiefe Einschnitte kann man im Gebiet der Waltershäuser Vorberge und der Werra, westlich von Eisenach beobachten. Eine Landschaft, die schon fast Mittelgebirgscharakter aufweist. Die Oberflächenformen bieten sich uns im wesentlichen noch so dar, wie sie aus der letzten Kaltzeit im Pleistozän hervorgegangen sind.

Geologie

Der Thüringer Wald ist ein Kammgebirge, der durch den Rennsteig als Rückrat deutlich markiert ist. Er ist die Wasserscheide zwischen den Einzugsgebieten von Elbe (Gera, Ilm, Saale), Weser (Werra) und Main (Itz, Rodach). Senkrecht dazu zweigen Querkämme ab zwischen denen sich tief eingeschnittene Täler nach den Vorländern öffnen. Die Höhenunterschiede besonders im mittleren Thüringer Wald sind beträchtlich. Beispielsweise wird das Tal des Schneetiegels vom weniger als zwei Kilometer entfernten Schneekopf um 600 Meter überragt. Diese Gegensätze machen den landschaftlichen Reiz des Gebirges aus.

Die höchsten Erhebungen bilden der Große Inselsberg, der Große Beerberg, der Schneekopf, der Große Finsterberg, der Ruppberg und der Kickelhahn. Diese werden vor allem von Porphyren und Porphyriten gebildet, die der Abtragung, insbesondere im Pleistozän, größeren Widerstand entgegengesetzt haben als die benachbarten Gesteine.
Höhen aus Glimmerschiefer im Bereich des Ruhlaer Sattels bilden flache Aufwölbungen sogenannte Köpfe und flachgerundete Rücken. Porphyre sind oftmals zu Felstürmen oder Blockgipfeln geformt worden, die auch als Steine bezeichnet werden wie z.B. der Meisenstein, das Steinerne Amt, der Aschenbergstein oder die Weißlebersteine.

Deutlich wird der Widerstand der Gesteine z. B. in der Gegend von Suhl und Zella-Mehlis, wo der Granit leicht zerstörbar ist und deshalb ausgeräumt wurde. Er bildet einen großen Ausräumungskessel, der im Norden markant vom Beerberg-Massiv aus Porphyren überragt wird.

Ähnlich verhält es sich mit der Tambacher Mulde und dem Gebiet nordwestlich von Stützerbach. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Talformen und Gesteinen. Schuttablagerungen am Nordosthang des Großen Beerberges, im Tal des Schneetiegels und in einigen anderen Tälern auf der Nordflanke des mittleren Thüringer Waldes geben Anlaß zur Diskussion einer pleistozänen Vergletscherung des Thüringer Waldes.

Eindeutige Beweise konnten jedoch nicht gefunden werden. Der Große Beerberg hat wahrscheinlich nur eine kleine Eiskappe getragen. Die gerundeten Formen des Falkensteins bei Tambach-Dietharz sind eine dem Porphyr eigene Verwitterungsform, ohne das eine Abschleifung durch Gletschereis zu einem Rundbuckel vorliegt. Der Thüringer Wald hatte offensichtlich im Pleistozän keine größere Höhe als heute und hat daher die Schneegrenze kaum überragt.

Klima

Im Thüringer Wald, trotz seiner zentralen Lage im klimatisch stabilen und gemäßigten Mitteleuropa, herrscht wegen seiner Gebirgslage, mit unter sogar gegensätzliche Witterung vor, die den Reiz dieser Landschaft mitbestimmt. Die südwestliche Hauptwindrichtung bringt die Winde direkt an den Kamm, wo ihre vom Atlantik mitgebrachten Wolken abregnen. Das ist ein Grund, daß am südwestlichen Gebirgsrand mehr Niederschläge fallen als im nörd- und nordwestlichen Rennsteiggebiet (Leeseite).

Die höheren Berglagen erhalten mehr Feuchtigkeit und wechseln auf engstem Raum die Niederschlagshäufigkeiten. Besonders betroffen sind davon die Gipfelbereiche des Inselsberges (916 m ü. NN/ 1264 mm), des Beerberg- und Schneekopfmassivs (Schmücke 911 m ü. NN/ 1304 mm), des Schiefergebirges (Siegmundsburg 784 m ü. NN/ 1277 mm) einschließlich dessen Südrandes sowie der NW und NO des gesamten Rennsteiggebietes.

Die Winter auf dem Rennsteig sind kalt, die mittleren Januartemperaturen liegen bei -2°C bis -4°C, was bei gleichzeitig hohen Niederschlagswerten eine gute Schneesicherheit verspricht. Vor allem in den Gebieten um Oberhof sowie Neuhaus/ Masserberg sind Schneehöhen über 1 m keine Seltenheit.

Flora & Fauna

Im Gegensatz zur botanisch reichen Landschaft Thüringens bietet das Rennsteiggebiet eher weniger variable Vegetation. Die Siedlungsdichte geht zurück, der Anteil der Wälder und Forsten nimmt zu und eine typische Mittelgebirgsvegetation zeigt sich dem Betrachter.

Der Thüringer Wald stellt sich mit einer geschlossenen Waldbedeckung mit kleinflächigen Unterbrechungen von Bergwiesen und Siedlungsräumen dar. Der nordwestliche Anfangspunkt des Rennsteiges zwischen Hörschel (196 m ü. NN) bis etwa zur Hohen Sonne (434 m ü. NN) bei Eisenach ist ein Gebiet armer Eichen-Buchen-Wälder. Heute finden sich hier stellenweise Fichten-, meist aber Kiefernforste. Auf den Ackerfluren wachsen Stechender Hohlzahn und Kornblume.

Auf den Fettwiesen der Bach- und Flußauen herrschen Wiesenstorchschnabel und Gemeiner Löwenzahn vor. Etwa 29 km zieht sich im Anschluß an die Hohe Sonne die Zone des Laubwaldgebietes, in dem die Buche vorherrscht, bis zur Ebertswiese (710-790 m ü. NN). Bezeichnend hier, ist der Berg- und Hirschholunder, der Waldschwingel und die Schmalblättrige Hainsimse sowie Edellaubholzwälder mit Bergahorn, Bergulme und Gemeiner Esche.

Die dritte Zone, beginnend an der Ebertswiese bis zu den Lagen unter 700 m ü. NN beinhaltet die längste Strecke - das Fichten-Tannen-Buchen-Gebiet. Die Fichte, erst in der rauhen Kammlage von Natur aus waldbildend, ist heute bis in die niedrigsten Lagen, aufgrund von künstlicher Fichtenanpflanzung zu finden. Buchen-, Weiß- oder Edeltannenwälder sind eine Seltenheit. Die natürliche Baumgrenze wird auch auf den höchsten Lagen, z. B. Oberhof - Beerberg (980 m ü. NN) nicht erreicht. Der Bodenbewuchs in Fichtenwäldern wird geprägt durch Waldsauerklee, Wolliges Reitgras, Drahtschmiele und Heidekraut.

Aufgrund der geologischen Entwicklung findet man auf den Kammlagen des Rennsteiges Hochmoore (Regenmoore) mit typischen Pflanzenvertretern, z. B. das Scheidige Wollgras, die Moosbeere und der Rundblättrige Sonnentau.

Die Bergwiesen werden meist von Borstgras, Arnika und Bärwurz charakterisiert, auf Talwiesen finden wir eine Kräuterwiesenvegetation wie z. B. Wiesenknöterich, Waldstorchschnabel und Trollblume. In den montanen Quell- und Hochstaudenfluren sind die Quellsternmiere, der Gebirgssauerampfer und der Bergfarn beachtenswert. Unter den Insekten sind die auffälligsten Vertreter im Thüringer Wald die Schmetterlinge (Kleiner Fuchs, Perlmuttfalter und Kaisermantel).

Die Rote Waldameise baut bis zu zwei Meter hohe Nester und ist ein typischer Bewohner des Thüringer Waldes. Der Fischreichtum begrenzt sich auf einige angepaßte Arten in reißenden Bächen, Teichen und Talsperren. Vertreter der Gruppe Lurche und Kriechtiere sind u. a. der schwarzgelbe Feuersalamander, die Erdkröte, die Waldeidechse, die Blindschleiche und seltener die Kreuzotter. Vögel sind ständige Begleiter auf Rennsteigwanderungen in großer Vielzahl (Wiesen- und Baumpieper, seltener das Birk- und Auerhuhn, der Buntspecht, der Eichelhäher sowie der Mäusebussard).    

Unter den Nagern ist das dunkelbraune oder rote Eichhörnchen am häufigsten zu beobachten. Verschiedene Mausarten wie die Wald-, Zwerg- und Wasserspitzmaus, Fledermäuse (Mausohr) sind ebenfalls im Thüringer Wald zu Hause. Von den großen Wildarten sind das Rot-, Reh- und Damwild sowie das Schwarzwild anzutreffen. Das Wildkaninchen ist vorwiegend im Vorland vertreten. Häufige Raubtiere sind der Fuchs, der Dachs, der Stein- und Edelmarder und die seltene Wildkatze.

Wald und Forst

Die Wälder – Reichtum des Naturparks Thüringer Wald

Der Wald ist Wasserspeicher und Klimaregulator, er sorgt für saubere Luft, produziert Sauerstoff und ist Anziehungspunkt für Erholungssuchende und Urlaubsgäste aus nah und fern. Nicht zu vergessen ist seine Bedeutung für den Erosionsschutz an steilen Berghängen und als Holzlieferant. Holz ist nach wie vor ein ökologisch wertvoller Rohstoff, denn es wird umweltfreundlich produziert und für seine Verarbeitung muss wesentlich weniger Energie aufgewandt werden, als für Ersatzmaterialien.

Aber Wald ist nicht gleich Wald. Das wird man auch bei Wanderungen durch den Naturpark Thüringer Wald feststellen. In einigen Gebieten dominiert die Rotbuche und verleiht mit ihren säulenförmigen Stämmen und kuppelartigen Kronen dem Wald einen großräumigen Eindruck, in anderen stehen Fichten dicht bei dicht und lassen kaum einen Lichtstrahl auf den Waldboden fallen. Natürlich gibt es, wie überall in der Natur, unendlich viele Übergangsformen.
Waldbilder heute

Das Gebiet des Naturparks Thüringer Wald überstreicht mehrere Naturräume: den Nordwestlichen Thüringer Wald, den Mittleren Thüringer Wald, das Hohe Thüringer Schiefergebirge und Bereiche der nördlichen und südlichen Gebirgsvorländer. Im Naturraum „Nordwestlicher Thüringer Wald“ dominieren Buchenwälder. Im Mittleren Thüringer Wald und im Hohen Schiefergebirge dominieren Fichtenreinbestände. Hier sind aber auch Reste der ursprünglichen Bergfichtenwälder anzutreffen. Abwechslungen in das Landschaftsbild geben ausgedehnte Bergwiesen, Hochmoore und Talsperren.

Während die genannten Naturräume mit einem Flächenanteil von jeweils mehr als 80% von Wald bedeckt sind, werden die Gebirgsvorländer vorwiegend landwirtschaftlich genutzt. Die günstigeren klimatischen Verhältnisse führen hier zum natürlichen Vorkommen zahlreicher wärmeliebender Pflanzen- und Tierarten.
Naturnaher Laubmischwald

Der Nordwestliche Thüringer Wald der die nordwestliche Spitze des Thüringer Gebirges einnimmt und bis zur Linie Friedrichroda-Schmalkalden reicht, wird auch heute noch von buchenreichen Wäldern bedeckt, die weitgehend der ursprünglichen Baumartenzusammensetzung entsprechen. Steil ansteigende Berge, tief eingeschnittene kurze Flusstäler, eine scharfe Kammlinie, auf welcher der sagenumwobene Rennsteig verläuft, kennzeichnen das geographische Bild dieser Landschaft, die von dem 916 m hohen und weithin sichtbaren Großen Inselsberg beherrscht wird.

Die Wälder werden von der Rotbuche (Fagus silvatica) geprägt, in den tieferen Lagen entlang der Bäche gesellen sich dazu Bergahorn (Acer pseudo-platanus), Esche (Fraxinus excelsior) und Hainbuche (Carpinus betulus). Auf nährstoffarmen Standorten im Inneren des Gebirges wird der Buchenwald von der Schmalblättrigen Hainsimse (Luzula luzuloides) begleitet und bildet den montanen Hainsimsen-Buchenwald; auf kalk- und nährstoffreicheren Böden, vor allem am Gebirgsrand, steht der Waldmeister-Buchenwald, den neben dem als Gewürzpflanze bekannten Waldmeister (Galium oderatum) auch die violett blühende Zwiebeltragende Zahnwurz (Dentaria bulbifera) charakterisiert.

In den engen Tälern und Schluchten haben sich Eschen-Ahorn-Schlucht- und -Schutthangwälder ausgebildet. Hier findet sich die wegen einer Krankheit stark im Rückgang befindliche Bergulme (Ulmus glabra) sowie der vor allem durch seine leuchtendroten Beeren im Herbst auffallende Trauben-Holunder (Sambucus racemosa). An den feuchtesten Stellen, oft unmittelbar am Wasser, fällt das Echte Springkraut (Impatiens noli-tangere) mit seinen großen, gelben Blüten ins Auge. In den tieferen Lagen wird es leider zunehmend von dem aus dem Himalaja stammenden größeren und rosa-violett blühenden Drüsigen Springkraut (Impatiens glandulifera) verdrängt.

Die Tanne (Abies alba) war einst in den Buchen-Mischwäldern verbreitet. In der Inselsbergregion hatte sie ihre natürliche, nordwestliche Verbreitungsgrenze, ist aber dort heute weitgehend verschwunden.

In naturnahen Laubmischwäldern gelangt das Licht durch die Vielfalt der Baumarten und deren unterschiedliches Alter an vielen Stellen bis auf den Boden. Dadurch finden hier viele Bodenpflanzen (Geophyten) Entwicklungsmöglichkeiten, und es kommt zu einer ausgeprägten Schichtung.

Baumschicht:      bildet mit dem Kronendach den Abschluss
Strauchschicht:   mehrjährige Sträucher und junge Bäume
Krautschicht:      ein- und mehrjährige Kräuter, die besonders dem Frühlingswald sein buntes Kleid verleihen.
Moosschicht:       Moose und Pilze
Falllaubschicht:    abgeworfene und verrottende Blätter

Jahr um Jahr legt sich auf den Waldboden erneut eine Schicht aus abgestorbenen Pflanzen und Laubblättern. Von zahllosen Bodenlebewesen zerkleinert und durchmischt, entsteht daraus Humus. Er ist an seiner schwarzen bis dunkelbraunen Farbe zu erkennen. Durch Regenwasser und wühlende Tiere wird die Humussubstanz in den darunter liegenden Mineralboden transportiert und es entstehen fließende Übergänge. Die Falllaubschicht bleibt in einem naturnahen Laubmischwald sehr dünn, denn die Pflanzenreste werden innerhalb eines Jahres zersetzt und so dem natürlichen Stoffkreislauf wieder zugeführt.

Je vielfältiger die Pflanzenwelt, desto reichhaltiger auch das Tierleben. Laubmischwälder bieten durch ihren Strukturreichtum vielfältige Brut- und Lebensmöglichkeiten und ein umfangreiches Nahrungsangebot. So können auf der Waldfläche von nur einem Quadratkilometer 80 bis 100 verschiedene Brutvögel vorkommen. Das ist möglich, weil sich die einzelnen Arten im Ort ihres Nahrungserwerbes, in der Technik der Nahrungssuche und in der Art ihrer Nahrung unterscheiden.

Artenvielfalt und Anteil seltener Spezialisten nehmen mit dem Alter der Bäume zu. So benötigen große Horstbauer (Greifvögel, Schwarzstorch) oder Höhlenbrüter (Spechte, Eulen, Hohltaube) Mindesthöhen der Bäume und altersbedingte Strukturen (abgestorbene Äste, Höhlen etc.). Als Charaktervogel der Buchenwälder kann der Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilatrix) angesehen werden. Er errichtet im Frühjahr sein Nest am Waldboden. Im Gegensatz dazu meißelt der Schwarzspecht (Dryocopus martius) seine Bruthöhle in dicke, hohe Einzelbäume. Dieser größte unserer Spechte fällt vor allem durch seine lautes „Lachen“ und die folgenden, weitschallenden Trommelwirbel auf. Diese Lautäußerungen dienen der Revierkennzeichnung und haben nichts mit dem Nahrungserwerb zu tun.

Seine geräumigen Baumhöhlen werden gerne von Nachnutzern, wie den Rauhfußkauz (Aegolius funereus) oder der Hohltaube (Columba oenas), aber auch verschiedener Fledermausarten genutzt.

Zahlreiche Vögel der Laubmischwälder sind zu Kulturfolgern geworden und aus Parks und Gärten allgemein bekannt. Dazu gehört der blaugraue Kleiber (Sitta europaea), der als wendiger Klettervogel kopfüber an Bäumen laufen kann.

Auch wenn das Reh (Capreolus capreolus) überall in Thüringens Wäldern anzutreffen ist, findet es doch als „Gebüschschlüpfer“ im Laubwaldgebiet beste Bedingungen. Ebenso bevorzugt das Wildschwein (Sus scrofa) als vielseitiger Allesfresser Laub- und Mischwälder, ist aber wegen des reicheren Nahrungsangebotes auf landwirtschaftlichen Nutzflächen vor allem in den Gebirgsvorländern anzutreffen. Als Neubürger unserer Fauna ist das aus felsigen Gebirgslandschaften der Mittelmeerinseln Korsika und Sardinien stammende kurzhaarige Wildschaf, das Mufflon (Ovis ammon musimon) aufzuführen. Der Thüringer Bestand geht auf Ansiedlungen in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts zurück. Die imposante Trophäe (Schnecken) machte es als Jagdwild interessant. Seine Vorkommen befinden sich in Laubwaldgebieten des Gebirgsvorland sowie in Nord- und Ostthüringen.

Den weitaus größten Anteil der Tiere im Laubwald stellen jedoch die Insekten. So leben allein an der Rotbuche über 208 verschiedene Insektenarten, von denen 23 auf diese Baumart angewiesen sind (Brauns 1991). Auffällig werden sie dem Nichtspezialisten in der Regel nur, wenn es zu Massenentwicklungen (Kalamitäten) kommt und der Wald dadurch sichtbar geschädigt wird. Gerade die Rotbuche (Fagus silvatica) ist aber von Schadinsekten recht wenig betroffen, wie die jährlich vom Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt herausgegebenen Waldzustandsberichte zeigen.
Bergfichtenwälder als Naturwaldrelikte

Die wenigen inselartigen Reste der natürlichen Bergfichtenwälder sind am Vorkommen von Wolligem Reitgras (Calamagrostis villosa), Europäischem Siebenstern (Trientalis europaeus) und Rippenfarn (Blechnum spicant) zu erkennen. Der Wollreitgras-Fichten-Bergwald ist in einigen Naturschutzgebieten um Oberhof oder in den Randbereichen der Hochmoore erhalten geblieben.
Fichtenreinbestände – Erbe unserer Vorfahren

Heute sind weite Teile des Thüringer Waldes von Fichten (Picea abies) bestanden. Dies trifft vor allem auf die Landschaftseinheiten des Mittleren Thüringer Waldes und des Hohen Thüringer Schiefergebirges zu. Dies entspricht nicht den natürlichen Verhältnissen, sondern ist das Ergebnis der forstlichen Bewirtschaftung. Die Aufforstung von durch Übernutzung entstandenen Kahlflächen durch Begründung von Nadelholzbeständen kann im 18. und 19. Jahrhundert als „Kulturtat“ der Forstleute bewertet werden, da die kahlen Flächen binnen kürzester Zeit unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen wieder bewaldet wurden.

Das Anlegen der Fichtenforste führte zu einer außerordentlichen Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Wälder. Es entsprach auch den Grundsätzen der nachhaltigen Waldbewirtschaftung im Sinn ihrer Gründungsväter. Im 20. Jahrhundert führten insbesondere die Auswirkungen zweier Weltkriege und der ansteigende Holzbedarf der Wirtschaft zur Bevorzugung des Nadelholzes. Auch in der Folge der Sturm- und Borkenkäferkatastrophe der Jahre 1946 bis 1949 entstanden großflächige Fichtenreinbestände im Thüringer Wald.

Für Pflanzen und Tiere bieten Fichtenreinbestände sehr einförmige Lebensbedingungen. Sind die Bäume herangewachsen, schließen ihre Wipfel ganzjährig so dicht, dass kaum ein Sonnenstrahl auf den Waldboden gelangt. Deshalb können hier keine auf Licht angewiesene Bodenpflanzen gedeihen. An lückigen Stellen erscheinen Waldsauerklee (Oxalis acetosella), Harzlabkraut (Galium hercynicum), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) und verschiedene Farn-Arten. Moose sind an geringes Lichtangebot gut angepasst, ihnen reichen bisweilen 0,1% des normalen Tageslichtes zum Wachstum. Im Fichtenforst bildet sich daher häufig eine ausgeprägte Moosschicht. Nur an Wald- und Wegrändern sowie in Bestandeslücken, an die etwas Licht gelangt, kann sich eine Krautschicht aus Gräsern und Stauden entwickeln.

Ganz ohne Licht können Pilze leben, die hier wegen der fehlenden Konkurrenz durch Blütenpflanzen gute Entwicklungsbedingungen vorfinden. Maronenröhrling (Boletus badius) und Perlpilz (Amanita rubescens) bereichern als schmackhafte und ergiebige Speisepilze im Sommer und Herbst die Mahlzeiten vieler Pilzsammler. Die Kundigen werden noch viele andere, genießbare Arten finden. Da jedoch auch zahlreiche Giftpilze in Thüringens Wälder wachsen, sollte man nur die Pilze sammeln und verspeisen, die man genau kennt!

Die aus den Fichtenkronen herabfallende Nadelstreu wird nur sehr langsam und unvollständig zersetzt. Der entstehende Rohhumus lagert sich zu einer dicken Schicht ab. Die dabei freiwerdenden Säuren können nicht neutralisiert werden und führen zu einer Versauerung des Bodens. Die Humusschicht wird kaum mit dem darunter befindlichen Mineralboden vermischt und bleibt deshalb nährstoffarm.

Die einförmigen Lebensbedingungen der Fichtenforste führen zur Einschränkung von Nistmöglichkeiten und des Nahrungsspektrums. Tierarten, die sich auf das Leben im Fichtenforst spezialisiert haben, finden dagegen hier sehr gute Lebensbedingungen. Dazu gehören Winter- und Sommergoldhähnchen (Regulus regulus und ignicapillus). Mit 5g Gewicht handelt es sich um die kleinsten Vertreter unserer heimischen Vogelwelt. Sie brüten in dichtbenadelten Fichtenzweigen und benutzen hier das ganzjährige Angebot an Insekten zur Ernährung. Der Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes) knackt mit seinem kräftigen Meißelschnabel Fichtensamen und Haselnüsse und legt davon im Herbst Vorräte an. Die merkwürdigste Anpassung an die aus Fichtensamen bestehende Nahrung zeigt der Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra). Sein gekreuzter Schnabel ist ein hervorragendes Werkzeug, um die Zapfenschuppen zu öffnen. Deshalb brütet er mit Vorliebe im Winter, wenn die Fichtensamen ausgereift sind. Im Thüringer Wald ist er regelmäßiger Brutvogel, den man allerdings nur selten zu Gesicht bekommt.
Rothirsch – „König der Wälder“

In den ausgedehnten Wäldern und Forsten ist auch der „König des Waldes“, der Rothirsch (Cervus elaphus) zu Hause. Zählungen im Jahre 2000 ergaben im Thüringer Wald einen Bestand von etwa 8.000 Stück. Durch die nächtliche Lebensweise entziehen sich die Tiere jedoch meist dem Auge des Wanderers. Sie bevorzugen Waldgebiete mit eingestreuten Lichtungen und Wiesen. Als Nahrung dienen ihnen Gräser, Kräuter, Pilze, Beeren sowie Laub, junge Zweige und Rinde.

Während der jährlichen Fortpflanzungszeit (Brunft) im September/Oktober versucht der Platzhirsch durch seine imposante Erscheinung und die weithallenden Brunftrufe (Röhren) möglichst viele weibliche Tiere um sich zu scharen und Rivalen von seinem Rudel fernzuhalten. Dabei kommt es regelmäßig zu erbitterten Kämpfen zwischen gleichstarken Hirschen.

Das nur von den männlichen Tieren getragene Geweih ist eine Hautknochenbildung. Bei den Hirschen des Thüringer Waldes kann es ein Gewicht von 7 bis 8 kg erreichen. Im zeitigen Frühjahr wird es abgeworfen und innerhalb von 100 Tagen neu gebildet.

Die Rotwildbestände wurden ursprünglich von Bär, Wolf und Luchs kurzgehalten. Durch deren Fehlen und unsachgemäße Wildbewirtschaftung kommt es zu einer überhöhten Populationsdichte und damit zur Störung des ökologischen Gleichgewichtes. Dies führt häufig zu Wildschäden. Eine Regulierung des Rotwildbestandes durch Bejagung ist deshalb zur Schaffung gesunder Wald- und Wildbestände zwingend erforderlich.
Insekten und Gegenspieler

Die Zahl der an Fichten lebenden Insekten ist sicher nicht wesentlich von der unterschieden, die wir für die Rotbuche nannten. Darunter gibt es mehrere Arten, die beim Massenauftreten erhebliche Schäden verursachen, ja ganze Wälder vernichten. In den Forsten können sie sich wie im „Schlaraffenland“ entwickeln. Als gefährlichster Forstschädling Europas gilt der Große Achtzähnige Fichtenborkenkäfer oder „Buchdrucker“ (Ips typographus). Die nur 4-5mm großen, schwarzbraunen Käfer entwickeln sich in der Rinde von Fichten. Dort fressen die Weibchen einen Muttergang, in dem sie die Eier ablegen. Die geschlüpften Junglarven fressen mehr oder weniger rechtwinklig davon ausgehende Seitengänge, in deren erweiterten Ende die Verpuppung stattfinden. So entsteht das typische, an einen Buchdruck erinnernde Fraßbild. Die geschlüpften Käfer verlassen den Stamm durch kleine Löcher, um auszuschwärmen und nach kurzem Reifungsfraß neue Bäume zu befallen bzw. in der Bodenstreu zu überwintern. Durch die Anlage der Brut- und Fraßgänge wird die saftleitende Bastschicht der Bäume zerstört, was zu deren Absterben führen kann. Die Fichten wehren sich dagegen, indem sie die Gänge mit Harz verkleben. Deshalb werden vor allem geschwächte Bäume befallen. So kann es in Fichten-Monokulturen, die durch Schnee oder Windbruch bereits vorgeschädigt sind, leicht zur Massenvermehrung des Fichtenborkenkäfers kommen. Von kleinen Herden ausgehend kann sich dann der Befall schlagartig ausweiten und ganze Wälder vernichten. Um solchen Katastrophe vorzubeugen, erfolgt eine laufende Überwachung der Borkenkäferpopulation. Dazu werden Fangbäume geschlagen und Schlitzfallen mit Lockstoffen aufgestellt, die man ständig kontrolliert.

Als Gegenspieler der Schadinsekten können Ameisen angesehen werden, deren Nesthügel deshalb gern gesehen sind. Häufig werden sie von Roten Waldameisen (Formica spec.) errichtet. Der sichtbare Kuppelbau ist nur ein kleiner Teil des Nestes über einem viel größeren unterirdischen Bereich. Hier können mehrere Millionen Waldameisen zusammen leben. Ameisen vertilgen große Mengen pflanzenfressender Insekten, darunter viele Forstschädlinge und bilden zugleich die Nahrungsgrundlage für andere Tiere (z. B. Spechte). Vor deren zerstörerischen Attacken werden die Ameisenhügel von Naturschützern mit Hilfe eines übergestülpten Gitters geschützt.

Die bis zu 2 cm große Rossameise (Camponotus herculeanus) legt in Stubben und lebenden Bäumen Fresshöhlen an und gilt deshalb als Baumschädling. Ihre Anwesenheit ist an großen, sägespanartigen Holzresten am Fuße der Bäume erkennbar.

Wälder der Zukunft – Naturnahe Mischwälder

Die nur aus einer Baumart bestehenden und zudem noch gleichaltrigen Fichtenbestände bergen große Risiken und werden daher zunehmend auch von Forstfachleuten kritisch gesehen. Obwohl die Fichte zukünftig wirtschaftliche Bedeutung behalten wird, ist der Waldumbau, d.h. die Entwicklung der Nadelholzreinbestände zu naturnahen Mischwäldern, zur Schwerpunktaufgabe nicht nur im Thüringer Wald geworden. Neben der Veränderung des Artenspektrums, in dem der Laubbaumanteil deutlich erhöht werden soll, geht es dabei aber auch um ein, der natürlichen Wachstumsdynamik angepasstes Nebeneinander verschiedener Altersstufen der Bäume.

(Quelle: Rainer Samietz, Karina Kahlert, Dr. Gerald Slotosch (2006): Rauschende Wälder. In: Naturparkatlas Thüringer Wald – Informationen zu Natur- und Heimatkunde, zu Freizeit und Erholung. (Hrsg.) Naturpark Thüringer Wald, S. 14-21.)

(Quelle: http://www.naturpark-thueringer-wald.eu)

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